Manchmal reicht schon der Mut, sich einer Bühne zu stellen, um aufzufallen. Hassan Balhas, ein junger Bewohner des Märkischen Viertels, zeigt diesen Mut immer wieder. Ob bei Veranstaltungen wie dem 60. Jubiläum im Fontane-Haus oder einfach unterwegs im Kiez, viele hier kennen ihn oder haben ihn bereits auftreten sehen. Was Hassan besonders auszeichnet, ist seine unermüdliche Energie, immer und überall aufzutreten, sei es im Viertel oder auch darüber hinaus. Hassan lebt für seine Musik, auch wenn er noch am Anfang steht. Seine Raps sind persönlich, manchmal politisch und immer ein Ausdruck dessen, was ihn bewegt. Mit viel Leidenschaft und Überzeugung arbeitet er daran, seinen Platz in der Welt der Musik zu finden.
Wir haben uns heute (28.12.2024) im Restaurant Orient Kitchen am Wilhelmsruher Damm 142D getroffen und mit Hassan über seine Anfänge, seine Inspirationen und die Herausforderungen auf seinem Weg gesprochen.
Interview mit Hassan Balhas:
Viertelreporter: Hey Hassan, erzähl mal: Wie alt bist du, wo liegen deine Wurzeln und was hat dich ursprünglich zur Rapmusik geführt?
Hassan: Hi, ich bin 18 Jahre alt, stamme aus dem Libanon und lebe seit meinem fünften Lebensjahr in Deutschland. Zur Rapmusik hat mich ein Freund gebracht. Er hat mir früher gezeigt, wie man Texte schreibt und das Gefühl für den Rhythmus entwickelt. Außerdem rappe ich oft, wenn ich schlecht gelaunt bin. Das hilft mir, mich zu entspannen und runterzukommen. Mein erster richtiger Auftritt war bei einem Festival letztes Jahr und danach habe ich weitergemacht, weil es sich einfach richtig angefühlt hat.
Viertelreporter: Gibt es Musiker, die dich inspirieren? Hast du Vorbilder?
Hassan: Ja, auf jeden Fall. Ich mag Künstler wie Sido, Ibo, Benzko, Shadow und Mero. Besonders beeindruckt mich, dass sie aus der Gegend kommen und gezeigt haben, dass man es schaffen kann.
Viertelreporter: Deine Songs wirken persönlich. Sind die Inhalte deiner Texte immer aus deinem Leben oder ist manches inszeniert?
Hassan: Meine Texte erzählen immer die Wahrheit. Das alles habe ich selbst erlebt und das verarbeite ich in meiner Musik. Es ist mein Weg, mit den Dingen umzugehen und sie loszulassen.
Viertelreporter: Arbeitest du alleine an deinen Songs, oder gibt es Leute, die dich unterstützen?
Hassan: Ich arbeite meistens alleine. Die Beats mache ich selbst und ich schreibe meine Texte komplett alleine. Ich nehme sie meistens zu Hause oder im comX (comX Kinder- und Jugendzentrum) auf.
Viertelreporter: Was bedeutet es für dich, auf Arabisch zu rappen? Gibt dir das eine besondere Freiheit?
Hassan: Auf Arabisch fühle ich mich sicherer, weil ich in meiner Muttersprache besser sprechen kann. Wenn ich auf Deutsch rappe, stottere ich manchmal. Aber auf Arabisch kommt alles flüssig und direkt aus dem Herzen.
Viertelreporter: Was war dein schönster Auftritt bisher?
Hassan: Letztes Jahr bei einem Jugendfestival hier im Viertel. Ich bin Sonntags um 12 Uhr aufgetreten. Es war ein großes Publikum und die Stimmung war richtig gut, ich habe mich sehr wohlgefühlt.
Viertelreporter: Wo siehst du dich in zehn Jahren? Was möchtest du erreichen?
Hassan: Mein Ziel ist es, auf großen Bühnen vor Tausenden von Menschen zu stehen. Ich möchte, dass meine Musik gehört wird und die Leute etwas aus meinen Texten mitnehmen können.
Viertelreporter: Welche Herausforderungen hast du bisher erlebt? Gab es Anfeindungen wegen deiner Musik?
Hassan: Klar, es gibt immer Leute, die sagen, dass meine Musik schlecht ist. Aber ich sage ihnen dann: „Hört euch erst mal eure eigene Musik an, dann versteht ihr den Unterschied. Nur Ausdrücke haben keine Botschaft“ Ich nehme Kritik nicht zu ernst, sondern mache einfach weiter.
Viertelreporter: Warum ist es dir wichtig, gesellschaftliche oder politische Themen in deiner Musik anzusprechen?
Hassan: Weil ich finde, dass Musik eine Stimme sein sollte, vor allem für Dinge, die nicht in Ordnung sind. Zum Beispiel das, was in unserer Heimat passiert. Das hat meine Familie und mich sehr getroffen. Ich verarbeite solche Dinge in meinen Texten.
Viertelreporter: Was bedeutet es für dich, Musik zu machen, auch wenn andere dich nicht immer verstehen?
Hassan: Es bedeutet, dass ich etwas tue, das mich erfüllt. Ich lasse mich nicht davon abhalten, ob andere es mögen oder nicht. Ich mache weiter, weil es mein Ding ist.
Viertelreporter: Hassan, was machst du beruflich?
Hassan: Ich habe in der Gesobau Nachbarschaftsetage (Wilhelmsruher Damm 124) gearbeitet. Dort haben wir mittwochs gemeinsam gekocht und donnerstags konnten Leute zusammen frühstücken, die nicht allein essen wollten. Montags gab es kreative Angebote wie Malen für Kinder aus Gemeinschaftsunterkünften, und dienstags haben Jugendliche bei FIFA-Turnieren gespielt. Die Nachbarschaftsetage bietet auch Räume für unterschiedliche Sprachen wie Russisch, Polnisch, Arabisch und mehr.
Viertelreporter: Gibt es eine Botschaft, die du anderen mitgeben möchtest, die am Anfang stehen?
Hassan: Traut euch einfach, euer Ding zu machen. Am Anfang ist es immer schwer, aber wenn ihr dranbleibt, werdet ihr besser. Und wenn andere Hilfe brauchen, unterstütze ich sie gerne.
Viertelreporter: Wo kann man dich online finden?
Hassan: Ich bin auf TikTok, Instagram und YouTube. Dort könnt ihr meine Musik hören und sehen, woran ich gerade arbeite.
Das Gespräch mit Hassan ist eine Erinnerung daran, wie viel Kraft in einem Traum steckt. Seine Reise zeigt, dass der Wert eines Künstlers nicht allein im perfekten Klang liegt, sondern in der Überzeugung, die er auf die Bühne bringt. Jeder Anfang ist ein zaghaftes Experiment, doch ohne ihn gäbe es keinen Fortschritt. Hassan steht nicht nur für seine Musik, sondern für den Mut, sich selbst zu leben und seine Stimme zu erheben.
Danke das hatte Spaß gemacht mit dir
Hey genau so war es auch für mich, ganz liebe Grüße Lux 🙂