Die Misteln im Märkischen Viertel – Schmarotzer oder Lebensspender?

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Wer in den kahlen Wintermonaten durch das Märkische Viertel spaziert, entdeckt sie immer wieder: runde, grüne Kugeln, die scheinbar schwerelos in den Ästen hoher Bäume hängen. Diese Pflanzen sind Misteln (Viscum album), faszinierende Überlebenskünstler mit einer langen Geschichte und einer besonderen ökologischen Rolle.

Wie Misteln leben und wachsen

Misteln sind sogenannte Halbschmarotzer. Sie wurzeln nicht im Boden, sondern setzen sich mit speziellen Saugwurzeln an die Äste von Laubbäumen wie Linden, Pappeln oder Ahorn. Dort zapfen sie Wasser und Nährstoffe ab, ohne den Baum direkt zu töten. Ihre grünen Blätter betreiben dennoch eigenständig Photosynthese, weshalb sie nicht völlig von ihrem Wirt abhängen.

Die Verbreitung übernehmen vor allem Vögel, die die klebrigen weißen Beeren fressen. Unverdaut bleiben die Samen an Rinden haften und keimen dort. Über Jahre wächst die Mistel langsam zu einer kugelförmigen Pflanze heran.

Fluch oder Segen für Bäume?

In der Natur gehört die Mistel zum Gleichgewicht der Wälder und Parks. Doch wenn ein Baum stark befallen ist, kann das problematisch werden. Besonders ältere oder bereits geschwächte Bäume leiden unter vielen Misteln, da sie zusätzlich Wasser und Nährstoffe entziehen. In Städten wie Berlin beobachten Fachleute deshalb manchmal gezielte Entfernungen, um die Gesundheit der Bäume zu schützen.

Ökologische und kulturelle Bedeutung

Trotz ihres parasitären Lebensstils sind Misteln wertvoll für die Umwelt. Vögel wie Wacholderdrosseln und Seidenschwänze finden in den Beeren Nahrung, während Insekten ihre Blüten bestäuben. Auch in der Mythologie und Heilkunde haben Misteln seit Jahrhunderten eine Rolle. Die Kelten hielten sie für magisch, in der traditionellen Medizin werden sie gegen Bluthochdruck und zur Stärkung des Immunsystems genutzt. Und nicht zuletzt kennt man sie als weihnachtliches Symbol: Ein Kuss unter dem Mistelzweig soll Glück bringen… Mehr über diese Pflanze erfahrt ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Misteln

Im Märkischen Viertel gehören Misteln zum gewohnten Stadtbild. Sie machen Bäume im Winter lebendig und zeigen, wie vielfältig und anpassungsfähig die Natur selbst in urbanen Räumen ist. Ein genauer Blick nach oben lohnt sich also, denn dort, wo Misteln wachsen, gibt es immer eine Geschichte zu erzählen.

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