Wenn viele wenig tun, muss niemand allein viel tragen

müll

Am 18. September, auf dem Weg am Wilhelmsruher Damm, blieb mein Blick an einem älteren Mann hängen. In seiner Hand eine einfache Tüte, darin das, was andere achtlos hinterlassen haben. Er bückt sich leise, hebt auf, was am Straßenrand liegt, und geht weiter. Keine Weste, kein Auftrag, keine offizielle Funktion. Nur ein Mensch, der seit Jahren tut, was sonst kaum jemand macht.

Auf die Frage, warum er das mache, antwortet er schlicht: „Weil ich da bin und weil ich es kann.“ Meist sammelt er dort, wo Autos parken oder anhalten. „Viele werfen einfach etwas aus der Tür oder dem Fenster. Es sind sehr oft nicht Jugendliche oder Randgruppen, wie manche denken. Meist die, die man eigentlich für sehr zivilisiert hält, tun es.“

Ansprechen würde er niemanden. „Das bringt nichts. Die meisten reagieren beleidigt oder aggressiv, fühlen sich ertappt und gehen sofort in Abwehr. Ich will keinen Streit. Also räume ich lieber still weg.“

Sein Vorschlag ist ebenso einfach wie groß: „Wenn jede und jeder nur ein kleines bisschen mitmacht, dann gibt es das Problem nicht. Wer gerade eine Tüte dabei hat oder einen Mülleimer in der Nähe sieht, kann etwas aufheben. Wenn viele wenig tun, dann muss niemand allein viel tun.“

Es klingt fast unscheinbar, doch in diesen Worten liegt ein Prinzip, das weit über den Müll hinausgeht. Verantwortung verteilt sich, wenn man sie nicht weiterreicht. Und manchmal ist es die stille Geste, die lauter spricht als jede Belehrung.


Bei der Beitragsgrafik handelt es sich um eine künstlerische Darstellung. Wir wollten den Herrn nicht fotografieren und haben ihn daher der KI beschrieben. Zusammen mit einem Foto vom Wilhelmsruher Damm wurde daraus dieses Bild erstellt.

VonLux

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