Im Rathaus Reinickendorf hängt ein gerahmtes Ausstellungsplakat, das an ein Bauprojekt im Märkischen Viertel erinnert, das heute längst Alltag ist. Am Senftenberger Ring 45 bis 45b sowie 47 bis 47c entstand bis 2021 das sogenannte Theodor Quartier. Ein generationsübergreifendes Wohnquartier mitten im Märkischen Viertel.
Gebaut wurden insgesamt 388 Wohnungen. Darunter klassische Mietwohnungen, Seniorenwohnungen und geförderter Wohnraum. Ergänzt wird das Quartier durch eine Kindertagesstätte für 120 Kinder. Bauherrin war die GESOBAU AG. Geplant wurde das Ensemble von der Arbeitsgemeinschaft Arnold und Gladisch mit DMSW Architekten.
Städtebaulich besteht das Quartier aus sechs freistehenden Baukörpern, die als Ensemble in den vorhandenen Freiraum zwischen Schulbauten und dem benachbarten Seniorenzentrum eingefügt wurden. Die Anordnung greift die Campus Struktur des inneren Märkischen Viertels auf. Ein Seniorenwohngebäude mit integrierter Kita in den unteren Geschossen sowie ein weiteres Wohnhaus bilden das Entree des Quartiers. Von dort führt eine zentrale Erschließungsachse zum Quartiersplatz.
Die übrigen Gebäude sind in ihrer Grundfläche ähnlich, variieren aber in der Höhe nach Süden hin. Dort öffnet sich das Quartier in Richtung Park und Wasserbecken. Zwischen den Häusern entstand ein campusähnliches Areal mit gemeinschaftlichen Begegnungsräumen. Spiel und Sportflächen für verschiedene Altersgruppen gehören ebenso dazu wie der Quartiersplatz als Treffpunkt im Freien.
Die Wohnungen reichen von Ein bis Fünf Zimmern. Ein zentrales Erschließungssystem mit Lichthof verbindet die Geschosse barrierefrei. In den oberen Etagen sind die Wohnungen ringförmig um diesen Lichthof angeordnet. Die Treppenläufe sind dabei bewusst gegeneinander verschränkt. Viele Wohnungen haben Ecklagen mit Loggien oder Terrassen. Ein abgestimmtes Farbkonzept verbindet die einzelnen Gebäude miteinander und schafft gleichzeitig einen Bezug zur umliegenden Bebauung.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf sozialer Durchmischung und Barrierefreiheit. Rund 60 Prozent der Wohnungen wurden im Rahmen der Wohnungsneubauförderung errichtet und werden an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vermietet. Ein Gebäude ist gezielt auf die Bedürfnisse älterer oder mobilitätseingeschränkter Menschen ausgerichtet. Insgesamt entstanden 50 barrierefreie Seniorenwohnungen, davon fünf vollständig rollstuhlgerecht. Die Wohnungen sind so gestaltet, dass auch im Sitzen ein Ausblick möglich ist. Die Bäder wurden für spätere Anpassungen bereits vorbereitet.
Heute wohnen dort Menschen, die längst Teil des Märkischen Viertels sind. Das Quartier ist kein abgeschlossenes Projekt mehr, sondern Alltag. Gerade deshalb ist es sinnvoll, solche Orte sichtbar zu machen und einzuordnen. Nicht als Neubauankündigung, sondern als Erinnerung daran, wie sich das Viertel weiterentwickelt hat und weiterhin entwickelt.
Mehr Informationen dazu findet ihr hier: https://www.berlin.de/ba-reinickendorf/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/stadtplanung-und-denkmalschutz/stadtentwicklungspreis/
Unter dem heutigen Theodor Quartier lag früher das Gelände der Bettina von Arnim Oberschule. Das alte Schulgebäude wurde später aufgegeben, danach entstand ein neues Schulgelände nur wenige hundert Meter entfernt. Aus dem früheren Standort entwickelte sich ab 2013 etwas ganz anderes, das Beettinchen, ein interkultureller Nachbarschaftsgarten, dessen Name Beet und Bettina verbindet. Der Garten war lange ein grüner Treffpunkt im Viertel, mit gemeinschaftlichem Gärtnern und Platz zum Ankommen, seit 2020 ist das Beettinchen auf ein anderes Gelände umgezogen, in die Treuenbrietzener Straße 32. Damit zeigt der Ort, wie sich Flächen im Märkischen Viertel über die Jahre verändern können, von Schule zu Nachbarschaftsgarten und später zu neuem Wohnen, ohne dass die Geschichte ganz verschwindet.
