In der Kommentarspalte in den Sozialen Netzwerken hat sich vor kurzem ein Austausch entwickelt, der zeigt, wie schnell Sprache zu Missverständnissen führt. Menschen verbinden mit einzelnen Worten ganze Weltbilder. Manche fühlen sich dadurch ausgeschlossen, andere provoziert, wieder andere einfach nur verwirrt. Jedoch reden alle über etwas, das eigentlich verbinden könnte, wenn es nicht als Werkzeug des Misstrauens benutzt würde. Der Gesprächsverlauf sah so aus:
Eine Person schrieb aufgrund der Wortwahl in unserem Beitrag:
„Wer die Deutsche Sprache liebt gendert sie nicht kaputt oder bekommt ihr Geld dafür“.
Viertelreporter Antwort:
„Ich merke, dass das Thema bei dir etwas auslöst. Für mich persönlich ist Sprache nichts, womit ich Politik mache. Ich rede und schreibe so, wie es im Alltag klingt, mal neutral, mal nicht, ganz ohne Absicht dahinter. Viele hier im Viertel fühlen sich angesprochen, egal wie formuliert wird und genau so sehe ich es auch. Was nur irritiert, ist die Vorstellung, dass hinter meinen Worten irgendeine Bezahlung oder politische Agenda stecken soll. Das hier ist eine private Seite, die in der Freizeit ehrenamtlich aufgebaut wird, mit einem „kleinen“ Team, das einfach gern für das Viertel und seine Nachbarn da ist. Niemand schreibt uns vor, wie wir reden sollen und es wäre schön, wenn wir alle etwas entspannter mit solchen Kleinigkeiten umgehen könnten. Sprache kann verbinden, wenn man sie nicht benutzt, um Gräben aufzureißen. Ganz liebe Grüße Lux“.
Dieser kleine Austausch zeigt, wie unterschiedlich Worte bei Menschen ankommen. Manche hören darin Nähe, andere Bedrohung. Manche fühlen sich wohl mit neutralen Formulierungen, andere empfinden sie als fremd. Doch am Ende geht es nicht darum, wer recht hat, sondern darum, ob wir einander zuhören wollen. Sprache ist lebendig, sie trägt Gefühle, Erfahrungen und eigene Wege in sich. Wenn wir sie nicht als Waffe lesen, sondern als Brücke, gelingt uns vielleicht ein Stück mehr Miteinander.
Oft entsteht zudem der Eindruck, irgendwer von oben würde bestimmen wollen, wie Menschen zu sprechen haben. Doch weder Politiker noch irgendwelche Gruppen geben tatsächlich eine Sprachregelung vor. Viel von dem, was als „Vorschrift“ empfunden wird, entsteht durch Schlagzeilen und zugespitzte Darstellungen, die Aufmerksamkeit erzeugen sollen. Medien verdienen daran, wenn ein Thema polarisiert und stellen es deshalb manchmal so dar, als würde jemand Sprachverbote aussprechen. In Wirklichkeit entscheidet jeder Mensch selbst, wie er spricht, ob mit oder ohne Gendern.
Manchmal beginnt Frieden nicht mit großen Gesten, sondern mit einem ruhigen Satz, der den Blick öffnet. Lasst uns freundlich miteinander umgehen, das ist das wichtigste.
