Gestern Abend endete die Jubiläumsaktion „Erzähle deine VIERTEL-Geschichte“ mit einem emotionalen und facettenreichen Geschichten-Abend im Fontane-Haus. Wochenlang hatten Interessierte ihre persönlichen Geschichten an verschiedenen Einrichtungen im Viertel erzählt, dann aufgeschrieben und gestern war es soweit, diese wurden vorgetragen und gefeiert.
Die Aktion wurde von einer Rednerin des Abends, ins Leben gerufen. Sie selbst hat sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Thema „Heimat“ auseinandergesetzt und diese Herzensangelegenheit führte sie zu dem Gedanken, auch hier im Viertel die individuellen Geschichten sichtbar zu machen. Heimat, so betonte sie, sei nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl, das man mitbringt.
Als nächstes stand Frau Böhm, Leiterin des Bereichs Sozial- und Quartiersmanagement bei der GESOBAU AG, die im Rahmen des Jubiläums unteranderem eine Bustour organisierte, um den Hintergrund der Straßennamen zu erklären. Die Bustour führte nicht durch das Viertel, sondern zu den Orten, nach denen die Straßen hier im Märkischen Viertel benannt sind. Sie betonte, wie wichtig es sei, dass die Menschen im Viertel, ob alteingesessen oder neu dazu gezogen, zusammenhalten. Alle bringen ein Stück Heimat mit, und es liege an uns allen, dieses Miteinander zu gestalten.
Ein Highlight des Abends war der Beitrag aus dem comX. dem Kinder- und Jugendzentrum am Senftenberger Ring. Die Kleinsten aus dem comX trugen auf ihre Weise bei. Mit Bildern, fotografisch festgehalten oder liebevoll gezeichnet.
Ibo, ein ehemaliger Schüler aus dem Viertel, begeisterte das Publikum ebenfalls mit seinem Rap. Seine Songs handelten von seiner persönlichen Geschichte, unter anderem wie er einst hierher kam und die Schule besuchte.
Besonders ergreifend wurde es, als eine Bewohnerin ihre Geschichte vor ein paar Wochen im Stadtteilzentrum im Ribbeck-Haus erzählte. Während sie sprach, tobte draußen plötzlich ein heftiges Gewitter, das die Dramatik ihrer sehr tragischen und mitreißenden Erzählung noch unterstrich. Kaum war sie fertig, beruhigte sich das Wetter und der Nachmittag verwandelte sich in einen wunderschönen sonnigen Nachmittag. Auch gestern erzählte sie ihre herzergreifende und private Geschichte im Fontane-Haus, alle hingen an ihren Lippen und sie kämpfte mit den Tränen.
Der Höhepunkt des Abends war das „Erzählcafé“. In kleinen Gruppen hörten sich alle Geschichten an verschiedenen Stationen an, die alle 15 Minuten wechselten. Hier war alles dabei: Tiefgründige Erzählungen, humorvolle Anekdoten und sogar fiktive Geschichten wie „Was würde ich einem Alien über das Viertel erzählen?“. Jede Gruppe erlebte diese Vielfalt hautnah.
Der Abend klang mit Musik und Gitarrenklängen des flexiblen Musikers Robert Bernier aus, der nicht nur beliebige Songs spielte, sondern auch spontan auf einen Rapwunsch aus dem Publikum einging. Der Musiker fragte spontan das Publikum: „Wer möchte etwas vortragen? Ein junger Mann trat auf und performte seinen eigenen Song, gefolgt von zwei Mädchen, die ihre Gesangstalente präsentierten.
Zum krönenden Abschluss gab es ein reichhaltiges Buffet mit Snacks, bei dem alle noch einmal zusammenkamen und sich austauschten. Ein Abend voller Geschichten, Begegnungen und unvergesslicher Momente, ein würdiger Abschluss dieser besonderen Jubiläumsaktion.
Wir haben im Vorfeld über die Abschlussveranstaltung berichtet, diesen Beitrag findet ihr hier. Weitere Informationen, rund um das 60. Jubiläum vom Märkischen Viertel, findet ihr hier.
Geschichten formen unsere Welt. Sie sind die unsichtbaren Fäden, die Menschen miteinander verbinden, Erinnerungen lebendig halten und neue Perspektiven eröffnen. Im Märkischen Viertel haben wir erlebt, wie mächtig diese Erzählungen sein können, sie erinnern uns daran, dass unsere Heimat nicht nur durch Orte, sondern auch durch die Geschichten, die wir teilen, entsteht.